Im georgischen Tanz gibt es keine Sexualität!
Der Jugendliche Merab tanzt, seit er laufen kann. Er ist zwar Student an der Akademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis, muss jedoch wegen seiner eher filigranen Statur doppelt so hart arbeiten wie der Rest des Ensembles, da er dem traditionellen georgischen Volkstanz nach einen spezifischen Ausdruck von Maskulinität darstellen muss. Merabs großer Traum ist als professioneller Tänzer zu arbeiten und somit auch die Welt erkunden zu können. Als im Hauptensemble ein Platz frei wird, rückt seine Chance näher. Er bekommt jedoch mit dem Neuankömmling Irakli, dem anscheinend alles leicht von der Hand geht, starke Konkurrenz. Die Sache wird nicht leichter als sich aus Rivalität und Leidenschaft sexuelles Begehren entwickelt; ein Umstand, der den beiden zum Verhängnis werden kann.
Das Filmdrama ALS WIR TANZTEN, das in Cannes seine Weltpremiere feierte, behandelt ein Thema, das in der georgischen Gesellschaft immer noch kontrovers und größtenteils ein Tabu darstellt. Gerade die Verbindung von homosexuellen Begehren, einem konservativen Maskulinitätsbild und georgischen Volkstanz sorgte für eine große Kontroverse, welche zu Boykottaufrufen des Filmes in Georgien und zu Ausschreitungen bei der nationalen Premiere führten. Dass es sich dabei kulturell um einen für viele Georgier wichtigen Film handelt, lässt sich zum einen an den – trotz Protesten – ausverkauften Kinosälen und zum anderen an den zahlreichen Danksagungen sehen, welche Regisseur Levan Akin und seine Filmcrew in den sozialen Medien von jungen Georgiern zugesendet bekommen.
Lucija Jednakovic
SWE/GEO/FRA 2019
103 Minuten
Regie: Levan Akin
Drehbuch: Levan Akin
Kamera: Lisabi Fridell
Musik: Zviad Mgebry, Ben Wheeler
Produktion: Ketie Danelia, Mathilde Dedye
Mit: Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Ana Javakishvili, Giorgi Tsereteli
FSK 12
Kontakt: Edition Salzgeber

Levan Akin
Levan Akin ist ein schwedischer Regisseur mit georgsichen Wurzeln. Er ist seit über 10 Jahren in der Filmbranche tätig. Als wir tanzten stellt dabei seinen ersten Spielfilm in georgsicher Sprache dar, welcher bisher zahlreiche Awards nominiert und ebenfalls ausgezeichnet wurde. Das der Film durch den Aspekt der Homosexualität im Bezug auf die altehrwürdige Tradition des georgischen Tanzes und seiner klaren Vorstellung von Maskulinität und Feminität emotional besonders aufgeladen ist, ist Akin bewusst, war jedoch keine Entscheidung welche er aufgrund der Provokation wählte, sondern weil er einen Punkt klar ausdrücken wollte:
„I wanted to show that there wasn’t any contradiction in loving your heritage, being part of your culture, and also breaking the norm. That was the overarching theme for me.“