Mapplethorpe porträtiert das Leben und Werk des US-amerikanischen Fotografen Robert Mapplethorpe (Matthew Robert Smith). Der Film zeigt, wie der junge Mann im Chelsea Hotel seine erste Polaroid-Kamera in der Hand hält und ohne Geld, jedoch mit viel Vertrauen in sich selbst und einer Vision, versucht, in der New Yorker Kunstszene Fuß zu fassen.
Immer wieder fokussiert der Film dabei die Praxis des Fotografierens selbst: Als Zuschauer*innen verfolgen wir den Blick des Fotografen auf die Körper seiner Bekannten, Models und Freund*innen sowie Lilien. Mal einfühlsam, mal erbarmungslos objektivierend setzt er seine Motive detailversessen in Szene. Nach Jahren des Kampfes um Anerkennung, während dem er mit seinen Aktfotografien homoerotischer Motive und BDSM-Posen in den späten 1980er die Gesellschaft spaltete und sogar eine öffentliche Debatte um die staatliche Finanzierung und Förderung von Kunst auslöste, gelingt dem „shy pornographer“, nicht zuletzt durch die Unterstützung von Freund*innen und zahlreicher Persönlichkeiten, der Durchbruch.
Neben alldem thematisiert die Filmbiographie die Folgen der HIV-Epidemie auf die New Yorker Szene, die Mapplethorpe festhält. „Your photos will quickly become a gallery of the dead“, prophezeit sein Freund und Mäzen, Samual Jones Wagstaff (John Benjamin Hickey), als er ihm von seiner HIV-Diagnose berichtet. Im Gegensatz zu Sam widersetzt sich Mapplethorpe, der selbst immer ausgemergelter aussieht, den Anordnungen, ‚nicht mehr so weiter zu machen, wie bisher‘, und bemüht sich, bis sein Körper nicht mehr mitmacht, um Normalität.
Franziska Duarte dos Santos
USA 2018
LÄNGE: 102 min
REGIE: Ondi Timoner
DREHBUCH: Ondi Timoner, Mikko Alanne & Bruce Goodrich
KAMERA: Nancy Schreiber
MUSIK: Marcelo Zarvos
PRODUKTION: Richard J Bosner, Eliza Dushku, Nate Dushku & Ondi Timoner
MIT: Matt Smith, Brian Stokes, Mitchell, Hari Nef, u.a.
KONTAKT: Weltkino Filmverleih

Ondi Timoner
Ondi Timoner (1972 geboren in Miami) ist Filmregisseurin, Produzentin, Herausgeberin und Unternehmerin. Sie gründete und führt Interloper Films und machte sich in den 1990er Jahren einen Namen in der Dokumentarfilmwelt, nachdem sie Theaterwissenschaft und Amerikanistik mit Schwerpunkt Film und Literatur an der Yale University studierte. Für die Filme DIG! und We Live in Public gewann sie den Sundance Grand Jury Prize für Dokumentarfilme.