Paul Körner (Conrad Veidt) ist Violinvirtuose und Musiklehrer. Er ist homosexuell und lässt sich auf eine Beziehung mit seinem Schüler Kurt (Fritz Schulz) ein. Der Kriminelle Franz Bollek (Reinhold Schünzel) erfährt von der Beziehung und erpresst Körner daraufhin, da laut § 175 des Gesetzbuchs sexuelle Handlungen zwischen Männern untersagt sind. Körner weigert sich allerdings Geld zu zahlen, woraufhin Bollek in dessen Haus einbricht und ertappt wird. Nach einem Kampf verschwindet Kurt, was Körner zutiefst erschüttert. Bollek zeigt Körner an und dieser sucht Rat bei dem Sexualforscher Dr. Magnus Hirschfeld, der daraufhin vor Gericht eine flammende Rede über die Akzeptanz und Toleranz gegenüber Homosexuellen hält. Hirschfelder kann allerdings nichts ausrichten und Körner wird zu einer Woche Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung wird er von seinem sozialen Umfeld geschnitten und begeht Selbstmord.
Anders als die Andern ist weltweit der erste Film mit einem explizit homosexuellen Inhalt. Dass es überhaupt möglich war, einen Film mit einem gesellschaftlich so brisanten Thema zu drehen, lag an der weitgehenden Abwesenheit von Zensur zwischen November 1918 und Mai 1920, die zu einem sprunghaften Anstieg der Zahl von Filmen zur sexuellen Aufklärung führte. Der Film äußert sich gegen die Kriminalisierung von Homosexualität. Langfristig wurde der Film daher zu einem Symbol der homosexuellen Gemeinschaft und Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Frühphase der Weimarer Republik. Dem Film war jedoch nur ein kurzer Erfolg vergönnt, da er ab 1920 nicht mehr gezeigt werden durfte.
Jana Schmeckenbecher
Wir freuen uns auf den Filmwissenschaftler Stephan Ahrens und seine thematische Einführung in den Film.
DEU 1919
LÄNGE: 51 Min.
REGIE: Richard Oswald
DREHBUCH: Magnus Hirschfeld, Richard Oswald
PRODUZENT: Richard Oswald
MUSIK: Joachim Bärenz, Bernd Schultheis
KAMERA: Max Fassbender
MIT: Conrad Veid, Leo Connard, Ilse von Tasso-Lind, Alexandra Willegh u.a.
KONTAKT: Filmmuseum München

Richard Oswald
Richard Oswald (1880 geboren in Wien; 1963 gestorben in Düsseldorf) war ein österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Er studierte an der Wiener Dramatischen Hochschule und gilt als Begründer des sogenannten Sitten- oder Aufklärungsfilms, wobei er sich mit Themen wie Schwangerschaftsabbruch, Geschlechtskrankheiten oder Homosexualität beschäftigte. 1916 gründete Oswalt seine eigene Produktionsfirma unter der er rund 100 Filme produzierte, außerdem war er Besitzer des Prinzess- Theaters in Berlin. Er probierte sich in verschiedenen Genres, wobei die Machtergreifung der Nationalisten seine Kariere beendete. 1938 wanderte er mit seiner Familie in die USA aus. 1949 drehte Richard Oswald seinen letzten Kinofilm: The Lovable Cheat.