“Heterosexuality is the opiate of the masses”
Nach seinem hochgelobten Film “Desire Will Set You Free” (2015) über das hippe queere Berlin setzt Yony Leyser nun mit der Dokumentation QUEERCORE der gleichnamigen queeren Punk-Bewegung der 80/90er Jahre und ihren Akteur*innen ein gebührendes filmisches Denkmal. Die vielfältig künstlerisch geprägte Queercore-Bewegung erwuchs aus der Unzufriedenheit mit der gesellschaftlichen Ablehnung von LGBTI* communities, aber auch aus dem Ärger über die Starrheit innerhalb der Punk- und Gay-Szenen selbst und gilt als Türöffner für spätere musikalische Strömungen wie Electroclash und Queer-Hip-Hop. Den Begründer*innen der Bewegung, unter ihnen die Kunst- und Filmschaffenden Bruce LaBruce und G. B. Jones, die damals u.a. im eigenen Wohnzimmer ihr queeres Magazin produzierten, ging und geht es darum, den Begriff queer auszuweiten, ihn an seine Grenzen und darüber hinaus zu bringen (“The gay community must be destroyed”) und – wie der Subtitel des Films fragend andeutet – den Punk zurück in die „queere Revolution“ zu holen.
Leysers Dokumentation, die zum Teil exklusives Archivmaterial erstmals auf die Kinoleinwand bringt, ist vieles: informativ, provokant und bunt. Sie lässt Ikonen der Musik und Performance-Kunst wie Peaches und Rrrriot Girl zu Wort kommen, zeigt Queercore-Bands mit Strap-on-Dildos auf der Bühne performend und sie macht eines ganz deutlich: die lauten Forderungen von Queercore werden nicht ungehört verhallen.
Kate Gößmann
DEU 2017
83 Min.
REGIE:
Yony Leyser
DREHBUCH:
Yony Leyser
PRODUKTION:
Yony Leyser, Thomas Janze, Nina Berfelde
MUSIK:
Hyenaz
MIT:
John Waters, Kathleen Hanna, Beth Ditto u.a.
KONTAKT:
Edition Salzgeber

Yony Leyser
Yony Leyser (geboren 1984) wuchs in Chicago auf. Die kulturellen Wurzeln seiner Mutter gehen nach Israel und in den Iran zurück, sein Vater war deutscher Jude. Leyser studierte Drehbuch, Film und Theater. Seine Filme beschäftigen sich mit den Themen Herkunft, Geschlechtsidentität, Pop- und Gegenkultur. Im Alter von 24 beendete er die Arbeit an seinem Debütfilm, dem Dokumentarfilm „William S. Burroughs: A Man Within“ (2009). Nur mit einer Kamera und Rucksack ausgestattet, reiste Leyser dafür durch ganz Amerika und interviewte Burroughs‘ Weggefährten und Künstler*Innen, die er beeinflusst hat, unter ihnen Iggy Pop, Patti Smith, John Waters und Sonic Youth. 2010 zog er nach Berlin. Hier drehte er sein semidokumentarisches Spielfilmdebüt „Desire Will Set You Free“ (2015), in der er selbst eine der Hauptrollen spielte. Queercore: How to Punk a Revolution ist sein dritter Langfilm.