1979: James Baldwin, einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, beginnt seinen letzten, schließlich unvollendet bleibenden Text „Remember the House“, der insbesondere persönliche Erinnerungen an seine drei ermordeten Bürgerrechtler-Freunde Malcolm X, Medgar Evers und Martin Luther King sowie Reflexionen der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als offen schwul lebender Schwarzer in den USA beinhaltet, wie z.B. sein persönlich kompliziertes Verhältnis zur Black Power Bewegung oder einer FBI-Untersuchung zu seiner Homosexualität. Viele der früheren Werke des Autors behandelten bereits Themen wie Rassismus und Sexualität und diskutieren sozialen, gesellschaftlichen und psychologischen Druck, die mit den Identitäts-Fragen von Schwarzen und Homosexuellen zusammenhängen.

2016: Bald 40 Jahre später inszeniert Raoul Peck die 30 bislang unveröffentlichten Seiten von Baldwins Manuskript, die nicht nur einen Rückblick auf die amerikanische Bürgerrechtsbewegung darstellt, sondern auch eine in Bild und Ton herausragend komponierte wie auch verstörende Doku über die immer noch praktizierte Unterdrückung der Schwarzen in den USA. Dazu benutzt und vermischt Peck geschickt Fotos, Film- und Nachrichtenausschnitte von Archivaufnahmen der Rassentrennung in den 1950er und 1960ern Jahren, aber auch aktueller Geschehnisse wie den Todesfall von Michael Brown und die anschließenden afroamerikanischen Proteste gegen weiße Polizeigewalt in Ferguson 2014. Peck lässt dabei hauptsächlich Baldwin mit seinen eigenen immer noch aktuellen Worten sprechen; in der Oscar-nominierten Doku I am not your Negro vertont von Samuel L. Jackson.

(Rezension von Christoph Sinz)

 

 

FRA/USA 2016; 93 Min.; R.: Raoul Peck; mit: Samuel L. Jackson, James Baldwin, Harry Belafonte u.a.;

Englische Originalversion mit deutschen Untertiteln

Spieltermine: Mo., 27.03.17, 19:00 Uhr, So., 02.04.17, 16:30 Uhr

Karten können hier via Formular reserviert werden.