World Wide Web. WWW. Drei Buchstaben, dreimal der selbe. Dahinter: Myriaden an Usern, Avataren, Nicknames, Blogs, Accounts, Geschichten, Gesichtern, Namen, Menschen. Hier: Zwei Phänomene, geboren aus der Unendlichkeit digitaler Kommunikation, überlagert von einem tiefen Schatten. The Amina Profile. Eine wahre Geschichte.

Es ist ganz alltäglich. Man klickt sich durch die Profile der sozialen Netzwerke. Chattet einen Fremden an, scherzt, diskutiert, freundet sich an. Oder man flirtet, reizt, lockt, verführt. Erst aus Langeweile, dann aus Erregung, Lust, Liebe? Man tauscht gewisse Bilder, tippt mehr als nur anzügliche Sätze. Sexting nennt sich das. Und irgendwann ist es intim, echt, emotional. Was aber, wenn die Online-Freundin plötzlich verschwindet? So ging es der Kanadierin Sandra mit Amina, ihrer Geliebten aus Syrien.

2011. Arabischer Frühling. Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien? Diktatoren stürzen. Es ist Revolution, Facebook-Revolution. Eine neue Generation Aktivisten organisiert sich über die Internet-Plattformen zu Protesten und gewinnt die Aufmerksamkeit der westlichen Medien. Handyfotos, verpixelte Videos dokumentieren die Gräueltaten von Geheimpolizei und Regimeschergen in Homs und Aleppo. Mittendrin, die leidenschaftliche Bloggerin, Außenseiterin unter Außenseitern, das Gay Girl in Damaskus. Die perfekte Story: schöne, lesbische Studentin am Pulsschlag der Revolution – Amina. Der Guardian interviewt. Die New York Times berichtet und mit ihr die westliche Medienwelt. Dann verschwindet Amina, gekidnappt, verschleppt, gefoltert? Ein Aufschrei geht durchs Netz, Petitionen werden unterschrieben, das US State Departement eingeschaltet. Doch von Amina keine Spur, keine Daten, kein Ausweis, keine Vergangenheit. Alles nur eine Lüge, Betrug, Identitätsdiebstahl?

Zusammen mit der Dokumentarfilmerin Sophie Deraspe versucht die verstörte Sandra das Rätsel nachzuvollziehen. Spricht mit Journalisten, westlichen Netzaktivisten und syrischen Bloggern. Und lernt so die Wahrheit über einen der aufsehenerregendsten, ausgeklügelsten Hoax in der Geschichte.

Wir zeigen A Gay Girl in Damascus in Kooperation mit Wybernet – Netzwerk für engagierte lesbische Berufsfrauen.

(Rezension von Max Heermann)

 

 

CAN 2015; 84 Min.; R: Sophie Deraspe

Mehrsprachige Originalversion mit englischen Untertiteln

FSK o.A.

Spieltermine: So., 03.04.16, 20:00 Uhr + Mo., 11.04.16, 20:00 Uhr

Karten können hier via Formular reserviert werden.

in Kooperation mit Wybernet – Netzwerk für engagierte lesbische Berufsfrauen