BRA 2014, Regie: Daniel Ribeiro; u.a. mit: Ghilherme Lobo, Fabio Audi; 96 min, OmU; FSK: ab 6
Der blinde Leonardo hält seine Eltern für überfürsorglich und sehnt sich nach Unabhängigkeit. Am liebsten möchte er sofort ein eigenständiges Leben führen. Unterstützt von seiner besten Freundin Giovanna, die ihn jeden Tag von der Schule nach Hause begleitet, bemüht er sich deshalb um ein Auslandsjahr. Doch dann kommt ein neuer Schüler in die Klasse, Gabriel. Leonardo und Gabriel freunden sich an und verbringen immer mehr Zeit miteinander. Anstatt wie sonst üblich Giovanna, wird nun Gabriel Leonardos Partner für ein Projekt in der Schule. Giovanna fühlt sich in ihrer Rolle als beste Freundin zurückgesetzt – außerdem gesteht sie Leonardo, wie sehr sie für Gabriel schwärmt. Dabei ahnt sie nicht, dass es diesem damit nicht anders geht, und das soll zu einer harten Belastungsprobe für ihre Freundschaft werden. Gabriel und Leonardo kommen sich bald näher. Der Zuschauer wird Zeuge einer aufkeimenden Liebe, bei der visuelle Reize kaum eine Rolle spielen – und die dennoch nicht weniger nachfühlbar inszeniert ist.
Ein Coming-of-age Film, der nicht nur von der Suche nach der eigenen sexuellen Identität erzählt, sondern auch von den Höhen und Tiefen einer großen Freundschaft. The Way He Looks ist der dritte Film des brasilianischen Regisseurs Daniel Ribeiro. 2010 produzierte er bereits den Kurzfilm „I Don’t Want to Go Back Alone“, der mehrere Festivalpreise gewann. Daraufhin entschloss er sich, auf Basis des Kurzfilms, den Spielfilm mit den selben Darstellern zu drehen. Erneut mit überwältigendem Erfolg: er wurde als brasilianischer Beitrag für die Kategorie des besten fremdsprachigen Films für den Oscar 2015 eingereicht und gewann in nur zwei Jahren bislang rekordverdächtige 17 Filmpreise.
Eine Rezension von Felicitas Mackert