US 2014; Madeleine Olnek; u.a. mit Lisa Haas, Jackie Monahan; 81 min; Englische OV; FSK: k.A.
Die Prostituierten Jo und Margaret kämpfen sich auf abenteuerliche Weise durch den Großstadtdschungel New York. Auf der Suche nach zahlungskräftigen Klientinnen begegnen sie nicht nur Rabattjägerinnen der Oberschicht mit versucht-verführerischer Stimme und Rollenspielfetischistinnen, sondern auch leiseraunenden Schwarzmarkthändlern, die Schamhaarperücken in allen Ausführungen anbieten, hungrigen Popcorndiebinnen und falschen Polizisten. Während Margaret noch neu im Geschäft ist, kennt Jo bereits die Kniffe und Winkel, die man zum Überleben braucht und versucht, der etwas hilflos daherkommenden Margaret bei ihren ersten Schritten ins Business auf den Weg zu helfen. Doch mehr skurril und komisch als in irgendeiner Weise erfolgreich verläuft diese Antikarriere Margarets in Episoden voller Ironie, Weltschmerz und unerotischem Slapstick.
Madeleine Olnek, Regisseurin des liebenswert schrägen Filmes Codependent Lesbian Space Alien Seeks Same (Queergestreift 2014), ist eine weitere Stadtfilmkomödie diesmal ganz anderer Art gelungen: Seine do-it-yourself-Ästhetik macht den no-budget Film ebenso bezauberndwie die gegensätzlichen Hauptdarstellerinnen und erzeugt einen unterhaltsam-komödiantischen Blick auf das typisch amerikanische Klischee der reichen, konservativen Frau auf der Jagd nach reduzierter Oberbekleidung und nebenbei ein bisschen ‚perversem‘ Vergnügen. Ein hintergründiger Blick auf die Ambivalenz dieser Gesellschaft, die ihren Lüsten und Fetischen keinen Namen geben kann, sondern sich verstohlen kichernd und verschämt in Hotelzimmer zurückzieht, bleibt dabei nicht aus. Direkte Sozialkritik sowie einen überraschenden Schuss an Authentizität liefern in die Handlung eingebettete Interviewausschnitte mit New Yorker Prostituierten. So entsteht ein erfrischend witziges, hintergründiges Gesamtbild eines Milieus, das sonst häufig nur mit pseudofeministischer Kneifzange berührt wird. Mehr davon!
Eine Rezension von Johanne Hoppe