S 2014; Ester Martin Bergsmark; u.a. mit Saga Becker, Iggy Malmborg; 81 min; OmU; FSK: ab 16
Der junge Sebastian fühlt sich trotz männlichem Körper als Frau und versucht sich entsprechend zu inszenieren. Sein Äußeres wirkt bereits sehr überzeugend und auch Andreas, den er auf der Straße kennenlernt, fühlt sich – zunächst rein freundschaftlich – zu ihm hingezogen. Gemeinsam erobern die beiden mit wenig Geld und viel Freiheitsdrang den Sommer Stockholms, stehlen Bier in einem Kiosk und tanzen einen eigenwillig interpretierten Tango über den Dächern der Stadt. Langsam entwickelt sich Andreas‘ Zuneigung zu Sebastian, der sich sehr vorsichtig an den eigentlich heterosexuellen Mann herantastet. Während Sebastian es genießt, als das akzeptiert zu werden, was er gerade ist, ohne sich in seiner Identität festlegen zu müssen, und sich mit aller Kraft und Liebe in die neue Beziehung stürzt, ist Andreas zunehmend verunsichert und droht bald, den Zwängen einer glattpolierten Gesellschaft zu erliegen.
Mit einem überraschenden Ende und einem einzigartig subkutanen Realismus gehört Something Must Break zu einem der erstaunlichsten, wegweisendsten Spielfilme der neuen Generation Transfilme des Jahres 2014. Beeindruckend ist nicht nur die Leistung der Figur Sebastian, die sich später Elli nennt und sich normativen Forderungen der Gesellschaft radikal verweigert, sondern auch die schauspielerische Leistung von Saga Becker, selber eine Transgender-Frau, die die Rolle des Sebastian mit einer authentischen Sicherheit spielt, die man im Kino selten zu Gesicht bekommt. Durch sie weicht der klassische Geschlechterdeterminismus der Idee einer freien Persönlichkeit.
Das Spielfilmdebut von Ester Martin Bergsmark, die sich auch mit ihrem übrigen Werk gegen das binäre Geschlechtersystem einsetzt, macht hoffen auf mehr gesellschaftlich wie stilistisch prägende Filme und weitere Diskussionen. Kann es eine Gesellschaft geben, die sich neben den Schubladen ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ die Freiheit erlaubt, Grauzonen und Unsicherheit zuzulassen und diese vielleicht sogar als bereichernd zu betrachten?
Eine Rezension von Johanne Hoppe