Laurence und Fred leben im Montreal der auslaufenden 1980er ein wildes, unangepasstes Leben. Die beiden sind Seelenverwandte, teilen ihre Vorstellungen von einem künstlerischen Leben, ihren Hass auf Spießigkeit und Zartbitterschokolade und eine schier bedingungslose Liebe zueinander. Als Laurence sich selbst und Fred eingesteht, dass er sich im falschen Körper gefangen fühlt, wird die Liebe der beiden auf die Probe gestellt. Fred fühlt sich zunächst verraten, merkt aber, dass sie nicht leben kann, ohne morgens neben Laurence aufzuwachen. Also kämpfen sie für ihre Beziehung, gegen alle Vorurteile, gegen alle Ablehnung von außen zum Trotz. Es ist keine Rebellion, sondern eine Revolution.
Zehn Jahre lang folgt Laurence Anyways dem Paar, das er in den absoluten Mittelpunkt seines Films stellt. Dass der Film trotz seiner langen Laufzeit keine Sekunde zu lang wirkt, ist dabei nicht nur der Verdienst von Melvil Poupad (Laurence) und Suzanne Clément (Fred), die ihre Rollen mit einer unglaublichen Leidenschaft auf die Leinwand bringen, sondern vor allem der von Regisseur und Autor Xavier Dolan. Denn selbiger erzählt die Geschichte mit unfassbar exzessiven Bildern, gegen die barocke Kunst bescheiden wirkt, und einem grandiosen Soundtrack von Fever Ray bis Moderat.
Xavier Dolan als Wunderkind des zeitgenössischen Kinos zu bezeichnen ist schon lange keine Übertreibung mehr. Mit gerade einmal 17 Jahren drehte er sein Debüt I Killed My Mother und verzauberte damals nicht nur im Zebra die Zuschauer*innen, sondern weltweit die Herzen der Filmkritik. Laurence Anyways ist der erste Film, in dem er nicht die Hauptrolle spielt, sondern sich auf die Arbeit hinter der Kamera konzentriert hat – vielleicht ist es darum auch sein bisher bester geworden.
Kanada 2012, 159 min, Regie: Xavier Dolan; Französisch mit deutschen Untertiteln
Di, 08.04. 21:00