Ein Wolf geht um im brandenburgischen Wald, aber diesmal ist er nicht auf der Suche nach dem Rotkäppchen. Die Lust auf Chaos und Verwüstung treibt ihn an. Ein junger Dorfpolizist namens Jakob soll den verängstigen Bewohnern aushelfen. Doch in der Nacht sieht manches anders aus und plötzlich steht ein drahtiger junger Mann im Kleid, der ein Katana schwingt, vor ihm.
Der Fremde will Jakob zu einem Kreuzzug gegen das Dorf verführen. Er hinterlässt eine grausame Spur der Verwüstung, zuerst unter Gartenzwergen und Wachhundern, später auch unter den Bewohnern des Dorfes selbst. Jakob jagt den Samurai durch den brandenburgischen Wald. Doch je länger das Katz- und Mausspiel der beiden dauert, desto mehr fühlt sich der junge Polizist zu dem Fremden angezogen. Im Morgengrauen nach dieser rabenschwarzen Nacht ist nichts mehr, wie es einmal war. Und Jakob muss lernen, was es heißt, aus der Reihe zu tanzen…
Regisseur Till Kleinert beschreibt seinen Film treffend als Bastard „aus Grimm‘schen Schauermärchen, einer ins Alptraumhaften übersteuerten Coming Out-Erzählung und einer lustvollen Befreiungs- und Rachefantasie. […] Etwas ist vor unserer Tür, wütet in unserem Vorgarten. Schließen wir uns ein oder öffnen wir ihm die Tür?“
Mutiges junges deutsches Kino hat es immer noch schwer. Beeindruckend ist Der Samurai nicht nur, weil er Märchen, Horror und Coming Out-Story mühelos miteinander verbindet, sondern auch durch seine Entstehung. Das Kollektiv „Schattenkante“ – die beiden Regisseure Linus de Paoli und Till Kleinert, sowie die Produzentin Anna de Paoli – finanzierten den Film zu großen Teilen über Crowdfunding. Das ZDF war zuvor ausgestiegen, weil die Produktion „nicht mit den öffentlich-rechtlichen Geschmacksvorgaben vereinbar“ sei. Glücklicherweise konnte der Film dennoch gedreht werden – und weiß trotz seines geringen Budgets filmisch wie inhaltich zu beeindrucken. Mut wird schließlich dennoch belohnt: bei der Premiere auf der diesjährigen Berlinale wurde Der Samurai von Kritik wie Publikum umjubelt.
Wir freuen uns sehr, Der Samurai als Abschlussfilm unseres Festivals zeigen zu können. Der letzte Abend unseres Festivals ist auch gleichzeitig der letzte Abend vor dem großen DCI-Umbau im Zebra. Kommt daher zahlreich und feiert mit uns wie im Film eine Nacht, nach der nichts mehr so sein wird wie früher…
Deu 2014; 80 min; Regie: Till Kleinert